Theater-Abo: “Where we belong” – Choreographien, die emotional bewegen
Hockenheim, 01.07.2024
Am Sonntag, dem 23.06.24 fand ein weiterer Theaterbesuch der Schüler des Theater- Abos statt und dies im bereits bekannten Alten Kino Franklin in Mannheim. Dieses umgebaute Kino bietet eine gemütliche und familiäre Atmosphäre für die gezeigten Aufführungen und die Zuschauermasse ist dabei überschaubar. Doch umso erstaunlicher ist es, dass in diesem kleinen Kino ganz große Kunst gezeigt wird. Zusammen mit Frau Del Mul und Frau Ronellenfitsch durften die Schüler eine Theateraufführung der ganz besonderen Art miterleben: Denn „Where we belong“ ist vielmehr Tanztheater als das klassische Schauspiel, dass man bei dem Wort „Theater“ im Kopf hat.
„Where we belong“ ist ein zweigeteilter Tanzabend, unterbrochen von einer Pause, in welcher zahlreiche Diskussionen stattfinden konnte. Die zwei Geschichten sind unabhängig voneinander erzählbar, und gerade die erste Geschichte „La Salita“ choreographiert von der Spanierin Alba Castillo ließ viel Interpratationsfreiheit zu. Es fielen nur sehr wenige Worte, die 45min waren daher hauptsächlich mit Tanz und Musik gefüllt. Während dies bei manchen zu Irritation und Fragen über die Handlung führte, befürworteten andere diesen Austausch von Informationen, der ganz ohne Sprache stattfinden konnte. Erkennbar ist, dass die Handlung wahrscheinlich in einem spanischsprachigen Land der 1960er spielt und laut Programmheft „über die positive Kraft der Erinnerungen“ handelt. Dieser Punkt lässt sich auch definitiv im Tanz wiederfinden und doch ist da so viel Spielraum für mehr. Die Geschichte ist nicht linear, sondern ein Auf und Ab der Gefühle, auch deutlich hörbar in der Musik, die zwischen leidenschaftlicher, spanischer Gitarrenmusik und spannungsvoller, fast schon gruseliger Hintergrundmusik wechselt. Gefühle. Diese standen für mich in diesem Stück sehr klar im Vordergrund. Menschliche Gefühle, die jeder zu verstehen mag und die scheinbar unbegrenzten Bewegungen, welche ein Tänzer ausführen kann. Daher begrüßte ich persönlich die Tatsache, dass so wenige Worte im Stück fielen. Wenn Worte gesprochen wurden, dann sehr bewegende, doch die „Stille“ dazwischen, welche mit Tanz gefüllt war, schrie lauter. Dies regte den Zuschauer nicht nur zum Nachdenken an und über das Gesehene tiefer zu reflektieren, sondern ließ ihn mit Bewunderung und Erstaunen zurück. Man begann zu begreifen, zu welchen Bewegungen der menschliche Körper fähig ist, zu welcher Eleganz, zu welcher Kraft. „Ich wusste nicht, dass man sich so bewegen kann“ war ein Gedanke, der mir immer wieder durch den Kopf schoss. Der Fokus lag für mich im Stück daher stark auch auf dem Tanz an sich und zu zeigen, wozu Tanz fähig ist. Requisiten und verschiebbare Wände wurden dabei zahlreich benutzt, um Abwechselung ins Stück zu bringen und den vorhandenen Raum möglichst vielfältig zu nutzen. Die Reaktion der Theater-Abo Gruppe zum ersten Teil: „Viele Fragen bleiben offen.“, „Tanzen regt zum Nachdenken an.“ „Schwer zu interpretieren“, aber auch Kommentare wie „Dämonisch.“ und „Phänomenal!“.
Nach der Pause folgte Teil 2 des Tanzabends mit dem Titel „Point of Principle“ choreographiert von Roy Assaf. Dieser war eine Liebeserklärung ans Ballett persönlich und eine Erklärung, dass Ballett viel mehr ist als nur Schrittabfolgen: Es ist Disziplin, Leidenschaft und Schmerz. So ernst das klingen mag, so humorvoll und witzig wurde es dann tatsächlich auf die Bühne gebracht. Am Ende des Tanztheaters
blieb ganz viel rohe Emotion und vor allem Respekt vor den Tänzern übrig. Das Stück war mit mehr klassischen Stücken und mehr Worten gefühlt, gerade um ihre Erklärung über das Tanzen klarer zum Ausdruck zu bringen, was der Grund dafür sein mag, dass der zweite Teil bei den Zuschauern eher zu Verständnis geführt hat als der erste. „Wow“ oder „Mega.“ hieß es seitens der Schüler.
Jedoch stehen sich beide Teile in nichts nahe und jeder zeigt auf seine eigene Art und Weise die Besonderheit und Liebe, welche im Tanzen stecken kann. Schlussendlich kann ich nur sagen: Hut ab vor solchen außergewöhnlichen Tänzern und solch atemberaubenden Choreographien und Inszenierungen!
Text: Cosma Dorant (J2)
Fotos: Aleyna Parmaksiz (J1), Nele Swoboda (10b)