Gauß-Gymnasium in Hockenheim: Schule ohne Rassismus zeigt Stärke
Hockenheim, 24.04.24
Das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Hockenheim, ausgezeichnet als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, veranstaltete einen Aktionstag mit interkulturellem Café, um Vielfalt zu feiern.
An jeder Schule gibt es Vorfälle mit Rassismus. Manche schweigen die Probleme tot, hier möchten wir dagegen kämpfen“, sagt Azra Kutlucuk, die Schülersprecherin des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in Hockenheim. Mit Unterstützung der Gemeinschaftslehrerin Sabrina Nickchen organisierte die schuleigene SMV ein interkulturelles Café für die Acht- und Neuntklässler. Neben Mitmachprojekten gibt es Snacks aus aller Welt und viele Möglichkeiten, die verschiedenen, an der Schule vertretenen Nationen kennenzulernen.
Mehrfach hätten auch sie schon Rassismus erlebt, erzählen zwei Mädchen gegenüber dieser Zeitung. „In der heutigen Zeit findet jemand, der dich verletzen möchte, immer ein rassistisches Argument“, glaubt die 13-jährige Selma. Die gleichaltrige Marina freut sich, dass die Bildungseinrichtung dabei nicht tatenlos zusehe: „Einerseits bin ich stolz, an einer Schule zu sein, die nicht müde wird, das Problem zu thematisieren. Andererseits ist es eine schöne Abwechslung des Alltags.“
„Schule ohne Rassismus“ – Engagement und Stolz an Gauß-Gymnasium
Ende des vergangenen Jahres erhielt das Gauß-Gymnasium die langersehnte Urkunde mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Eine Auszeichnung, die Schulleiterin Anja Kaiser auch noch an diesem Tag mit Stolz erfüllt: „85 Prozent unserer Schüler entschieden sich, Teil des Projekts sein zu wollen. Das möchten wir weiterhin vertiefen.“ Und zwar an diesem Tag – mit einer ganzen Palette verschiedenster Aktionen und Angebote.
„Wie der ein oder andere leider schon erfahren musste, gibt es auch heute noch Rassismus“, sagt Kaiser in ihrer Ansprache. Schule sei der Spiegel der Gesellschaft und daher auch von den Problemen rund um dieses Thema betroffen.
Vielfalt und Toleranz: Bildungseinrichtungen als Vorbilder
Doch genau deswegen müssten sich die Bildungseinrichtung zur Aufgabe machen, Vielfalt, Toleranz und Empathie zu vermitteln, sagt die Schulleiterin gegenüber unserer Zeitung. Sie wünsche sich, dass die bei dieser Aktion Anwesenden als Vorbilder fungierten und die demokratischen Werte lebten. „Wir, die ganze Schulgemeinschaft, stehen Seite an Seite für große Vielfalt ein.“
An diese Werte erinnert auch Jutta Allmendinger in dem kurzen Video, dass die ehemalige Schülerin der Hockenheimer Bildungseinrichtung im vergangenen Jahr schickte. Die mehrfach promovierte Professorin und heutige Leiterin des Wirtschaftszentrums für Sozialforschung Berlin erklärte sich bereit, Schulpatin für das „Schule mit Courage“-Projekt zu sein. Eine Ehre, die sonst nur noch dem Hockenheimer Oberbürgermeister Markus Zeitler zukommt. „Ich bin stolz, dass an meinem ehemaligen Gymnasium eine Kultur des Respekts herrscht“, so Allmendinger. Zwar könne sie physisch nicht vor Ort sein, kämpfe mit den Jugendlichen trotzdem an vorderster Front, verspricht die Institutspräsidentin.
Schüler im Mittelpunkt: Aktionen und Interkulturalität
Dieser Aktionstag gehöre aber nicht den großen Rednern, sondern den Schülern, wie diese selbst eindrucksvoll unter Beweis stellen. Das Schülersprecherteam formiert sich gemeinsam hinter dem Pult auf der Bühne und spricht abwechselnd zur voll besetzten Eingangshalle. „Wir haben ein großartiges Programm für euch vorbereitet“, sagt Azra.
So gebe es Essen aus der ganzen Welt, interkulturelle Tänze, eine Weltkarte, auf der jeder Schüler seine Herkunft markieren kann, Begegnungsmöglichkeiten und sogar Sticker. „Die sind für eure Hefte, nicht für das Schulhaus“, appelliert Mittelstufensprecher Elias Karbe. SMV-Kollegin Sara Koc verrät ein weiteres Highlight des Tages: „Es haben sich Eltern und andere Mitglieder des Schulverbunds bereiterklärt, euch an den Tischen zu empfangen.“ Yara Riegel fügt hinzu: „Ihr dürft sie alles, was euch zu deren Heimat interessiert, fragen.“
Kreative Aktionen fördern den Gemeinschaftssinn
Doch bevor die Schüler das ungezwungene Beisammensein genießen dürfen, steht noch eine besondere Aktion auf dem Programm. Mutige Jugendliche bekamen im Vorfeld einzeln ausgedruckte Buchsta-ben des Schriftzugs „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Jedes Kind habe sich ein Wort zu seinem Anfangsbuchstaben überlegt, das es mit dem Thema verbinde. „Einigkeit“, „Hoffnung“, „Solidarität“ und „Miteinander“, sind nur wenige der Assoziationen, die von den Jugendlichen genannt werden.
Auch Tarza Marouf entschied sich, an diesem Aktionstag aktiv mitzuwirken. „Ich habe einen Sohn an der Schule. Als ich von der Idee hörte, war ich sofort begeistert“, erzählt die Kurdin, die aus dem Irak stammt. Sie habe für das Buffet unter anderem Lángos mitgebracht, eine Spezialität, die sie mit ihrer Heimat verbinde. Nun sei sie Teil des interkulturellen Cafés, um Schülern die Möglichkeit zu geben, mehr über ihre Herkunft zu erfahren. „Ich möchte Vielfalt und Zusammenhalt demonstrieren“, sagt die engagierte Mutter.
„Schon unser SMV-Team zeigt, dass wir an dieser Schule sehr weit sind. Ich bin dankbar, dass die Vielfalt unserer Einrichtung auch von den Schülersprechern repräsentiert wird“, sagt die Direktorin. Insgesamt gebe es ungefähr 45 verschiedene Nationen an der Schule, die bei orientalischer Musik, geselligen Tänzen sowie Speisen und Getränken für Jedermann – zumindest an die-sem Tag – einen Zusammenhalt spüren, der jegliche Form von Rassismus besiegen könne.
Autor: Noah Eschwey, Schwetzinger Zeitung
Fotos: CFG