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Hockenheim, 8.02.2024
Die Mittel- und Oberstufentheater-AG des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums wagt sich an eine künstlerische Neuinterpretation von Bertolt Brechts ‚Der gute Mensch von Sezuan‘.
Der Blick in die Nachrichten zeigt: Schlechte Menschen gibt es genug auf der Welt. Die Herausforderung ist, einen wahrhaft guten Menschen zu finden, der sich von den Umständen des modernen Daseins nicht korrumpieren lässt. Ob das überhaupt möglich ist, ergründet die Mittel- und Oberstufentheater-AG des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in seiner Musik- und Theaterfassung von Bertolt Brechts 1943 uraufgeführtem Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan“. Dabei erwarten die Zuschauer am 23. und 24. Februar einige Neuerungen.
Eine der wichtigsten stellen die beiden Leiterinnen der Gruppe, Gauß-Direktorin Anja Kaiser und Lehrerin Yaël Schneider, gleich zum Anfang des Pressegesprächs vor: Die Schule arbeitet für die Aufführungen mit dem Lions Club Hockenheim zusammen. Der Serviceclub kümmert sich um Organisatorisches, sodass die Schule sich ganz auf die künstlerische Seite konzentrieren kann. Lions-Präsident Michael Sauter und der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit Heinz Kuppinger freuen sich auf die Kooperation, die dem Serviceclub weitere Spenden für Kinder und Jugendliche ermöglicht.
Neu ist ferner der Spielort: Das Stück, in dem auch Musik, Gesang und Tanz zu erleben sind, geht nicht in der Hockenheimer Stadthalle über die Bühne, sondern in der Rolf-Heidemann-Halle in Neulußheim. Der Lions Club hat auch an diesem Wechsel großen Anteil: Er machte die Vertreter des Gymnasiums neugierig auf die neue Halle und ihre Möglichkeiten für Kulturbetrieb. Nach einer gemeinsamen Besichtigung waren Anja Kaiser und Yaël Schneider begeistert und die Kooperation wurde besiegelt.
Gauß-Gymnasium Hockenheim führt Theaterstück auf: Viele neue Akteure dabei
Eine weitere Veränderung betrifft die Akteure: Nach vielen Abgängen ist die Theatergruppe fast komplett neu zusammengesetzt. Nur zwei Mitglieder des Ensembles waren beim bisher letzten Stück dabei – als Musiker. Obwohl sie im vergangenen Jahr Abitur gemacht haben, sind sie erneut dabei, diesmal als Schauspieler. Und schließlich wirkt Yaël Schneider erstmals in der Leitung der Mittel- und Oberstufen-Theatergruppe mit, nachdem sie bisher die jüngeren Mimen begleitet hatte. Für Anja Kaiser ist die Unterstützung wichtig: Sie muss seit Jörg Bühlers Abschied im Sommer in der Schulleitung ohne Konrektor auskommen.
Die Ambitionen, mit denen das Regieteam und die Schauspieler zu Werke gehen, werden in der Liebe zum Detail deutlich: Für die drei Tanzeinlagen in „Der gute Mensch von Sezuan“ haben sie als Choreographen Michael Bronczkowski gewonnen, der bei Kevin O’Day im Ensemble des Nationaltheaters Mannheim getanzt hat.
Enthusiasmus bringen aber auch die Schüler reichlich mit, berichten Kaiser und Schneider. Sehr zuverlässig besuchen sie fast jeden Samstag von 9 bis 13 Uhr die Proben, ab und zu auch freitagsnachmittags. Einige Mitglieder sind zugleich in der Chor AG, sodass sie den kompletten Freitagnachmittag mit Proben verbringen.
Die verschworene Theatergemeinschaft ist aber noch größer: Die Hausmeister des Gymnasiums haben in den Winterferien nach Vorgaben von Raimund Becker das Bühnenbild gebaut, die Gruppe „Pendeloque“, in der ehemalige Gaußianer mitwirken, kümmert sich um technische Spezialitäten und Musiklehrer Sascha Birkenstock unterstützt mit seinem Equipment ebenfalls die Produktion.
„So wünscht man sich Teamgeist und Zusammenarbeit“, sagt die Gauß-Direktorin und betont, dass ein Großteil der Schulgemeinschaft in das Stück involviert sei. Dazu passt, dass Bernhard Sommer, der die musikalische Leitung innehat, die Musik zu den Liedtexten teilweise selbst geschrieben hat und dass die beiden ehemaligen Lehrer Dietrich Brinkmann (83) und Karl-Ludwig Matz (75) die dramaturgische Straffung des Brechtschen Texts übernommen haben. „Es ist schön, dass wir von ihrer großen Erfahrung noch immer profitieren können“, loben die Regisseurinnen.
Gauß-Gymnasium Hockenheim: Probenwoche in Musikakademie
So wurde die Spieldauer von dreieinhalb Stunden im Original auf rund zwei Stunden gebracht. 20 Schauspieler sowie drei oder vier Musiker werden auf der Bühne stehen. Sie haben gleich zum Schuljahresbeginn mit den Proben begonnen und die Arbeit am Stück an fünf Tagen im Oktober in der Musikakademie Schloss Weikersheim vertieft, wo die Gauß-Ensembles seit mindestens 30 Jahren ihren Produktionen tieferen Schliff verleihen.
Um Brechts hochanspruchsvollen Text zu durchdringen und schlüssig zu vermitteln, waren immer wieder Interpretationsgespräche nötig, sagt Yaël Schneider. Das Stück beschäftigt sich mit dem Dilemma, wie der Mensch moralisch gut sein kann in einer Welt, die auf materiellen Gewinn ausgerichtet ist.
Die Götter, die sich auf die Suche nach einem guten Menschen begeben, haben kein echtes Interesse an einer Veränderung der Verhältnisse und sind mehr Zuschauer als Gestalter. So werden sie bei der Gauß-Aufführung auch inszeniert. Die Lösung muss das Publikum selbst finden – möglicherweise mit einem „Gut-Schein“, der gegen die Eintrittskarte ausgehändigt wird . . .
Dass das Stück hochaktuell ist, darin sind sich die Vertreter der Schule und des Lions Clubs einig. Mit Brecht hat sich das Gauß schon mehrfach beschäftigt: 2013 mit der „Dreigroschenoper“ und bereits 1999 mit „Sag nein“, einer Produktion gegen Rassismus und Nationalismus mit Texten von Brecht und Tucholsky.
In der Rolf-Heidemann-Halle finden 500 bis 600 Zuschauer pro Aufführung Platz. Der Lions Club kümmert sich um Bestuhlung, Bewirtung, Kartenvorverkauf und Einlasskontrolle. Karten zu 18 Euro (ermäßigt 14 Euro) gibt es ab Anfang Februar bei den bekannten Vorverkaufsstellen in der Verwaltungsgemeinschaft, unter anderem auch in den Bürgerbüros.
Text: Schwetzinger Zeitung (Matthias Mühleisen)
Foto: Yael Schneider