Theater-Abo – „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“: Sein und Schein des menschlichen Daseins
Hockenheim, 29.01.2024
„Könnten Sie wünschen, ein anderer Mensch zu werden, ein anderer, als der, der Sie sind?“, diese Worte findet der Autor Thomas Mann für den Protagonisten seines Romanfragments „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Krull selbst ist nämlich ein notorischer Lügner, einer, der vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist. Verarmter Junge, Hotelpage und französischer Adliger – Krull hat viele Leben gelebt,bis er beschließt mit offenen Karten zu spielen. Die folgenden, namensgebenden Bekenntnisse kommen jedoch nicht aus Schuldbewusstsein, dieses Prinzip ist dem Hochstapler fremd. Krull will gefeiert werden.
So kann auch Anna-Elisabeth Fricks Inszenierung von Manns Roman auf einer Theaterbühne als eine Art Festakt verstanden werden. Ein Festakt, dem die Schüler des Carl-Friedrich-Gauß Gymnasiums im Rahmen des Theaterabos am 24.01.2024 im Alten Franklin Kino beiwohnen konnten. Auf der Bühne war Krull für das Publikum gleich dreimal zu sehen, auf drei verschiedene Arten wurde sein Siegeszug von drei Schauspielern dargestellt. Gemeinsam verbildlichten die Darsteller eine Reise in Krulls Psyche, die laut den Schülern zwar „chaotisch“ und „durcheinander“ schien, sich allerdings zu einem vollkommenen Gesamtbild entfaltete. Im kurzen Nachgespräch mit den beiden Deutschlehrerinnen S. Ronellenfitsch und F. Del Mul konnten einige Unklarheiten und Verständnisfragen geklärt und Impulse zum Interpretieren der Inszenierung gegeben werden.
Insgesamt wurde der Theaterabend so für alle zu einer Erfahrung, die zum Nach- und Weiterdenken über Thomas Manns Werk einlud.
Text: Jonathan Roth (J1)
Fotos: Annika Wenzler, Ailiyah Jackson (J1)