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Hockenheim, 14.10.2024
Der Verein für Heimatgeschichte und die Schülerzeitung-AG des Gauß-Gymnasiums kooperieren bei der Befragung erfahrener Hockenheimer. Die entstandenen Interviews werden im Nachgang für alle Interessierten veröffentlicht.
Das erste Interview ist im Kasten, viele weitere sollen noch folgen. Das Projekt „Zeitzeugen“ ist aber auf jeden Fall auf den Weg gebracht. Kurz vor der Corona-Pandemie hatte der Verein für Heimatgeschichte mit seinem damaligen Vorsitzenden Werner Zimmermann schon einmal Kontakt zum Gauß-Gymnasium und zu Schulleiterin Anja Kaiser aufgenommen. Jetzt ist die Kooperation mit der Schülerzeitung-AG der Schule in trockenen Tüchern.
Junge Menschen anzusprechen und für Geschichte(n) zu begeistern, das Verständnis für die Historie ihrer Heimatstadt zu wecken, das ist das erklärte Ziel des Projekts. Die Schülerzeitung-AG am Gauß-Gymnasium wurde im Schuljahr 2021/22 als „CFGazette“ ins Leben gerufen. Dass das junge Redaktionsteam Spaß am Schreiben hat, wird bei der Durchsicht der Artikel auf der Homepage der Schule deutlich. Jetzt kommen noch spannende Interviews mit wichtigen Personen aus Hockenheim dazu.
Schüler erstellen Fragenkatalog zur Vorbereitung auf Projekt „Zeitzeugen“
Die Studienrätinnen Renate Bischoff und Isabella Weise unterstützen die Schülerinnen im Alter von zwölf bis 15 Jahren. Radiojournalistin Doris Steinbeißer steht den Mädchen für alle Fragen zur Verfügung. Bei einer Podiumsdiskussion im Anschluss des Films „Sie nannten uns die Krauts“ in Ketsch hat der 1929 geborene Hockenheimer Altstadtrat Bernhard Fuchs jüngst über seine Jugend in der NS-Zeit erzählt (wir berichteten).
Die Schülerinnen bereiten sich akribisch mit einem Fragenkatalog auf ihre jeweiligen Interviewpartner vor. Wie sah deren Kindheit und Jugend aus? Wie war ihre Schulzeit? Welchen Beruf haben sie ergriffen? Wie haben sie die Entwicklung Hockenheims über die Jahrzehnte miterlebt und was war für sie die größte Veränderung?
Heidi und Luisa aus der Klasse 8c haben im Sommer das Gründungsmitglied des Vereins für Heimatgeschichte Alfred Rupp zu Hause besucht und ausgiebig befragt. Der 80-jährige Altstadtrat, der zunächst eine Lehre bei der Post absolviert und danach am Abendgymnasium seine Fachhochschulreife abgeschlossen hat, war nach dem Studium Lehrer in Rheinsheim, Wiesental und zuletzt an der Hartmann-Baumann-Schule in Hockenheim. Und er war Rektor in Rauenberg. 2004 ging er in Ruhestand. „Er hat viel von sich erzählt, aus einer ganz anderen Zeit, wie wir sie nicht kennen“, erinnert sich Heidi an die Begegnung mit dem Hockenheimer Urgestein.
Je älter die Hockenheimer sind, desto besser
Alina interessiert sich für die Hockenheimerin Hildegard Linke. Die 88-Jährige, die viel Interessantes aus ihrem Leben zu berichten hat, wurde bei einer Ehrungsmatinee vor fünf Jahren von den Laudatoren als „Vorkämpferin für die Gleichberechtigung von Mann und Frau“ und als „Brückenbauerin“ im Stadtrat gewürdigt. „Die Zeitzeugen sollten aus verschiedenen Bereichen kommen und uns Einblick in ihr Leben geben“, meint Nina Auer, Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte. Wer etwas zu sagen hat, könne sich gerne melden. Je älter, desto besser.
Der nächste Interviewtermin mit dem Hockenheimer Landwirt Ludwig Baumann, Jahrgang 1934, steht schon fest. Die Interviews werden mit der Kamera aufgezeichnet und sollen über die Homepage der Stadt allen Interessierten zum Anschauen zur Verfügung gestellt werden.
Wie Schüler in Hockenheim in die Vergangenheit der Stadt reisen
Die Stabsstelle Kommunikation leistet dankenswerterweise technische Unterstützung. Die emsigen Nachwuchsreporterinnen haben sich sogar bei einem von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg angebotenen Workshop für Schülerzeitungen in Heidelberg das notwendige Rüstzeug geholt und bei Medienprofi Ariel Hauptmeier viel über Recherche gelernt.
Die Schülerinnen gewinnen mit ihren Interviews unmittelbare Einblicke in die Zeitgeschichte. Das digitale Gedächtnis kann dann immer weiter ergänzt werden. Etwa mit Erinnerungen von Klaus Brandenburger. Der 74-Jährige und seine Frau Felicitas Offenloch-Brandenburger leiten den Arbeitskreis „Jüdische Geschichte“ in Hockenheim.
Manfred Auer, geboren 1957, war Gründungsmitglied der Jugendfeuerwehr und später Gerätewart und schließlich zehn Jahre lang Kommandant der Hockenheimer Wehr. „Am Anfang hat es etwas Zeit gebraucht, um mit unseren Interviewpartnern das notwendige Vertrauen aufzubauen, dann hat es aber immer besser funktioniert“, berichten die Jungredakteurinnen von ihrem ersten Interview.
Projekt von Gauß-Gymnasium in Hockenheim feiert Premiere zum Schuljahresende
Die Befragung der Zeitzeugen ist mit viel Arbeit verbunden, auch die Nachbearbeitung der Fragerunden, aber es macht auch jede Menge Spaß. Schulleiterin Anja Kaiser ist zu Recht stolz auf die Schülerzeitung-Macherinnen: „Die Mädchen kommen mit älteren Menschen in Kontakt und können so ihr historisches Wissen erweitern. Sie können Erfahrungen sammeln, das wahre Interesse ist auf jeden Fall spürbar.“ Ende des Schuljahres dürfte das erste Interview online gehen. Die Geschichtsinteressierten dürfen gespannt sein, wer sich von den Hockenheimern noch alles dem Gauß-Projekt als Zeitzeuge zur Verfügung stellt.
Text: Volker Widdrat, Schwetzinger Zeitung
Foto: CFG