Theaterbesuch der Klasse 10a – „Nathan der Weise“ (G. E. Lessing)
Hockenheim, 2.05.2023
Literatur hat viele verschiedene Facetten, die es ermöglichen, Geschriebenes auf unterschiedliche Weise wirken zu lassen. Es gibt eine Ausnahme: die Dramatik. Denn dramatische Werke sind nicht zum Lesen, sondern zum Erleben gemacht. Denn im Mantel eines Buches versteckt sich dann eigentlich ein Theaterstück. So war es für uns als 10. Klasse eine große Freude, am 25.04 2023 zusammen mit unserer Deutschlehrerin Frau Del Mul im Theater im Pfalzbau einer Inszenierung des Dramas „Nathan der Weise“ von G. E. Lessing, das wir zuvor im Unterricht behandelt hatten, beizuwohnen.
Obwohl das eigentliche Theaterstück erst um 19:30 Uhr beginnen sollte, gab es bereits eine halbe Stunde vorher eine Einführung in das Stück mit Hintergründen zu Werk und Autor, die wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen wollten. Dort erfuhren wir erstmals, dass die insgesamt zehn verschiedenen Figuren des Werkes nur mit vier verschiedenen Schauspielern besetzt sein würden. Das war vor allem deswegen überraschend, weil ein Schauspieler die drei wichtigsten Akteure der im Drama relevanten Weltreligionen spielen sollte.
Die Inszenierung selbst litt jedoch keinesfalls unter diesen Mehrfachbesetzungen: Inhaltlich war sie nämlich eine perfekte Mischung aus klassischem Theater und neuen Einfällen. So sorgten zwar eine Bühne voller abgelegter Kleidungsstücke und ein im Hintergrund an Tischen sitzender Chor zunächst für Verwirrung, jedoch fügten sie sich aber schlussendlich in das Gesamtbild der Vorstellung ein und wurden unverzichtbarer Teil des Theatererlebnisses. Das lag nicht zuletzt daran, dass diese modernen Elemente genau den richtigen neuen Schwung zu dem uns schon bekannten Werk hinzufügten.
Besonders gut in Erinnerung blieb uns dabei die Gestaltung der Ringparabel- dem Kernstück des Werkes- die die Gleichwertigkeit und Brüderlichkeit von Judentum, Christentum und Islam betont. Denn anstatt des Monologs der Hauptfigur Nathan aus dem Originaltext, erzählten alle Schauspieler, scheinbar außerhalb ihrer Rolle, diese Parabel gemeinsam. Das geschah nicht zuletzt, um in Anbetracht des Ukrainekriegs und anderen Konflikten auf der Welt einen Appell des Friedens zu senden.
Nach Ende der Aufführung ergab sich so ein insgesamt runder Theaterabend, der uns sowohl mit einem neuen Blickwinkel auf Lessings Werk, aber auch als Inspiration zum eigenen Nachdenken in Erinnerung bleibt.
Text und Fotos: Jonathan Roth, 10a