Exkursion zur Gedenkstätte Natzweiler-Struthof
Hockenheim, 16.03.2023
Immer erinnern, niemals vergessen
In einer von Religions-, Ethik- und Geschichtslehrkräften gemeinschaftlich organisierten Exkursion ging es für alle Schüler*innen der neunten Klassen in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsaß. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften Gudrun Hillen, Judith Leitzke, Daniel Kiefer, Katrin Kögel, Roxane Gültlinger, Christina Schütz, Mechthild Köcher und Jessica Sersch besuchten die Klassen das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers, sowie das dort ansässige Museum und die Europäische Gedenkstätte der Deportierten Widerstandskämpfer (Centre euroéen du résistant déporté, CERD).
Eindrücke einiger Schüler*innen aus der 9b:
„Ich fand die Exkursion war sehr gelungen umgesetzt. Man konnte sich durch dieses teilweise original erhaltene Gelände einen besseren Eindruck über den Aufbau eines Konzentrationslagers und den Tagesablauf in diesem machen. Besonders oft hatte ich den Gedanken, dass auf dem Boden, auf dem ich mich befand, Jahrzehnte zuvor Menschen Tag für Tag geschwächt und entmündigt wurden und um ihr Leben arbeiteten. Bei der Erinnerung an den Arrestbunker mit den einzelnen 8m2 großen Zellen kann und möchte ich mir ein Leben im Konzentrationslager eigentlich gar nicht vorstellen. Der Ausflug hat mir sehr gefallen, denn ich lerne gerne mehr bei Ausflügen und an bedeutenswerten Orten.“
Angelika Siemens, 9b
„In fand den Ausflug interessant, vor allem weil man dadurch ein Bild bekam, wie es dort früher aussah. Ich war z.B. überrascht, wie sehr es von den Gebäuden her auch irgendwie einfach wie ein Dorf aussah. Auch die Tore und Zäune waren davor in meinen Gedanken irgendwie nicht so richtig präsent und deswegen war ich irgendwie verblüfft, diese zu sehen, auch wenn es natürlich klar war, dass es diese gab. Außerdem fand ich es schwer, mir vorzustellen, dass vor gar nicht mal unvorstellbar langer Zeit Leute hier rumgelaufen sind und einfach genau wie wir miteinander gesprochen haben, mal gestolpert sind, einfach Menschen waren.“
Mona Rausch, 9b
„Ich fand es war eine sehr lehrreiche Exkursion. Man konnte sich ein klares Bild von früher machen, und die Qualen und den Schmerz der Häftlinge vielleicht etwas nachvollziehen. Den Arrestbunker fand ich besonders interessant, weil wir zu zwei Dutzend in einen kleinen Arrestraum hineingehen konnten, das war schon ein Erlebnis, weil wir den Alltag der Häftlinge während der NS-Zeit am eigenen Leib nachvollziehen konnten. Am schlimmsten fand ich die Ein-Mann-Bodennischen, in die man hineingehen und die Tür hinter sich schließen konnte, wenn man wollte. Vor allem durch das Klicken des Schlosses war es eine kurze, aber furchteinflößende Erfahrung, plötzlich selbst gefangen zu sein. Alles in allem war es eine sehr gute Erfahrung und man sollte so etwas öfters machen.“
Damian Berschauer, 9b
„Als ich in Hockenheim in den Bus eingestiegen bin, hatte ich den Gedanken, dass ich weder eine besonders emotionale Person bin, noch mir das Thema so nahe gehen würde. Doch als wir dann in Struthof ankamen und wirklich sehen konnten, wie die Umstände früher in diesem Konzentrationslager waren, bemerkte ich, wie meine Stimmung automatisch bedrückt wurde. Meiner Meinung nach war diese Exkursion auch wichtig, weil dies unsere Vergangenheit ist und man Geschichte niemals vergessen sollte, sondern daraus etwas lernen sollte. Von der morbiden Seite aus war es auch interessant, wie viel noch von dem ehemaligen Konzentrationslager erhalten ist oder rekonstruiert wurde. Und obwohl dieser Ausflug uns nur den Ansatz einer Idee gegeben hat, wie der Alltag damals in diesem KZ ausgesehen hat, glaube ich, dass er uns geholfen hat, zu verstehen, wie unglaublich grausam dieser Teil unserer Geschichte gewesen ist, von dem man sonst ja nur in Büchern liest.“
Johanna Rausch, 9b
„Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie die Menschen dort gelebt, aber auch gelitten haben. Ich fand es erschreckend, welche Grausamkeiten sich Menschen ausdenken können, nur um ihre Macht durch Einschüchterung zu sichern. Den Menschen dort wurde ständig gezeigt, dass sie jederzeit als Nächstes getötet werden könnten und deshalb hatten sie permanent Angst. Auch die Arbeit im Steinbruch und die Experimente waren grausam. Ich fand es gut, dass die Gaskammer noch erhalten ist und man diesen Schreckensort mit eigenen Augen sehen konnte. Ich finde es wichtig, so etwas zu sehen, damit man weiß, was passiert ist und verhindert, dass so etwas wieder passiert.“
Vincent Elk, 9b
„Ich hatte keine besonders freudigen Erwartungen, nach Struthof zu fahren, da ich wusste, wie schlimm ich es finden werde. Das hat sich auch bestätigt. Die Vorstellung, dass auf dem Boden, auf dem man steht, tausende Menschen gedemütigt, gefoltert und ermordet wurden, war sehr erstickend. Auch die grausamen Methoden und Orte zu sehen, fand ich persönlich schlimm. Dennoch hatte alles auch eine surreale Wirkung, da man sich einfach nicht vorstellen konnte, dass Menschen so mit anderen Menschen umgehen, obwohl alle gleich viel wert sein sollten. Den Gedanken, dass die Menschen, die umgebracht wurden, alle Familien und ein Zuhause hatten, finde ich sehr grausam.“
Laura Kühnlenz, 9b
„Ich fand es sehr interessant zu erfahren, wie Menschen dort gelebt haben und wie strukturiert der Ablauf dort war. Ich fand es schade, dass die originalen Baracken nicht mehr stehen, sondern nur Replikate errichtet wurden (werden mussten). Ich finde es sehr wichtig, dort hin zu fahren, weil das ein Teil der Geschichte unseres Landes ist und dieses Massenmorden auszublenden einfach nicht richtig ist. Man sollte erfahren, was damals passiert ist, damit man darüber informiert ist und versuchen kann, den erneuten Aufstieg einer ähnlichen Ideologie zu verhindern.“
Niklas Frank, 9b
Artikel und Interview der Schüler*innen: Jessica Sersch, Geschichts- und Klassenlehrerin der 9b
Fotos: Daniel Kiefer