Hockenheimer Schüler präsentieren Theaterarbeit auf „Didacta“
Hockenheim, 13.03.2023
Eine Delegation des Hockenheimer Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums präsentiert auf der Bildungsmesse „Didacta“ in Stuttgart die hervorragende Theaterarbeit der Schule
Darstellerisches Spiel ist eine der ältesten künstlerischen Ausdrucksformen der Menschheit. Theaterkulturelle Strukturen lassen sich über Jahrtausende bis hin zu traditionellen Tänzen bestimmter Steinzeitvölker zurückverfolgen. Somit ist Schauspiel etwas zutiefst Natürliches, gewissermaßen ein menschliches Charakteristikum. Besonders für die persönliche und soziale Entwicklung können Theaterprojekte in Schulen deshalb förderlich sein.
Aus diesem Grund führt das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium seit den 1980er Jahren hochklassige Theaterproduktionen auf. Inszenierungen von Meisterwerken wie „Im weißen Rössl“, „Anatevka“ und Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ sind dafür beispielhaft. Hinter dieser aufwendigen Theaterarbeit steckt ein besonderes pädagogisches Konzept, wie Schulleiterin Anja Kaiser verrät: „Wir verfolgen am Gauß ein spezielles Theatercurriculum. Die Persönlichkeitsbildung unserer Schüler steht dabei an oberster Stelle. Schauspiel und Theater fördern die Resilienz, Empathiefähigkeit sowie die Fremd- und Selbsteinschätzung junger Menschen.“
Das kulturelle Engagement der Schule schlägt Wellen. So kam es bei einem Besuch von Dr. Uwe Hauser, dem Direktor des Religionspädagogischen Institutes in Baden, am Gauß-Gymnasium zu einer bedeutungsvollen Begegnung. In einem Gespräch mit Anja Kaiser erfuhr er von den bereits aufgeführten Theaterproduktionen der letzten Jahre und war sofort hellauf begeistert. Kurzerhand lud er eine Delegation der Musiktheater-AG auf die Bildungsmesse „Didacta“ in Stuttgart ein.
Einladung auf „Didacta“ in Stuttgart ein Privileg
Eine vierköpfige Gruppe, bestehend aus Schulleiterin Anja Kaiser, Lehrerin Yael Schneider, Schülerin Anna Buchholz und dem ehemaligen „Gaußianer“ Jakob Roth, machte sich deshalb auf den Weg in die Landeshauptstadt. Dass sich das Gauß auf der „Didacta“ präsentieren darf, ist eine hohe Wertschätzung, da die Messe als größte Fachausstellung für Bildungswirtschaft in ganz Europa gilt. Neben den wichtigsten Schulbuchverlagen sind dort auch Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper, anwesend.
Auf dem gut besuchten Messegelände angekommen konnte das Gauß-Gymnasium sein Theaterprofil vor einer Gruppe interessierter Zuhörer bewerben. In einer kurzen Eröffnungsrede ging Anja Kaiser vor allem auf die Verbindung zwischen Alltag und Theater ein. Die Leitfrage lautete: „Was bringt mir Schauspiel fürs Leben?“
Auf diese komplexe Fragestellung gab sie gleich mehrere Antworten. „Schauspiel gibt Raum für Emotionen. Besonders nach der langen und belastenden Corona-Pause ist das wichtig. Schüler können sich ausprobieren und Gefühle kanalisieren. Vielen hat die Theaterarbeit auch bei der Bewältigung von mentalen Problemen geholfen“, erklärte Schulleiterin Kaiser.
„Aber auch im Berufsalltag kann Schauspielerfahrung nützlich sein, denn wir alle schlüpfen tagtäglich in viele verschiedene Rollen. Theater kann helfen, diese Rollen persönlich besser zu erkennen und auszufüllen“, fügte Deutschlehrerin Yael Schneider hinzu. Dies erinnert an die Worte William Shakespeares, der sagte: „Die ganze Welt ist ein Theater!“
Theater gibt soziale Bereichnung
Anna Buchholz hebt zudem die soziale Bereicherung hervor: „Es hat sich unter uns Theaterleuten immer schnell eine Gemeinschaft geformt, in der alle zusammenhalten und keiner ausgelacht oder ausgegrenzt wird. Das ist besonders in der Schule sehr wertvoll“. Jakob Roth fügte hinzu: „Die Theaterangebote am Gauß sorgen auch dafür, dass Schüler mehr Spaß an Literatur haben. Besonders Wahlfächer wie ,Literatur und Theater‘ machen alte und generell als langweilig und verstaubt geltende Kulturschätze für junge Menschen erleb- und nachvollziehbar.“
Viele ehemalige Absolventen dieses Kurses schafften aus diesem Grund den Einstieg in kreative oder künstlerische Berufe. Aus der schulischen Kulturarbeit gehen somit regelmäßig neue Künstler hervor.
In einer anschließenden Gesprächsrunde mit dem Publikum konnten interessierte Messebesucher Fragen an das Gauß-Team stellen. Die abschließend gezeigten Werbevideos, welche die bisherigen Meilensteine der Theaterhistorie am Gauß abbildeten, sorgten für staunende Gesichter. Die Professionalität und Hingabe, mit denen die Projekte durchgeführt werden, lässt sich deutlich erkennen und ist keinesfalls mit einer bloßen „Schulaufführung“ vergleichbar.
Anja Kaiser machte zum Schluss noch Werbung für ein aktuelles Theaterprojekt. Mit den Schülern des Literatur- und Theaterkurses soll Bertolt Brechts Klassiker „Der gute Mensch von Sezuan“ inszeniert werden. In einer publikumsfreundlichen Fassung kommt die Produktion im November in der neuen Neulußheimer Kultur- und Sporthalle auf die Bühne.
Es ist ein hohes Privileg für Schüler, einen derartig leichten Zugang zu hochwertigen Theaterproduktionen zu haben. Die Schauspielarbeit des Gauß-Gymnasiums ist damit eines der wichtigsten kulturellen Aushängeschilder Hockenheims.
Text: Jakob Roth (Schwetzinger Zeitung)
Fotos: CFG