CFGazette 1 – Interview mit dem Oberbürgermeister Marcus Zeitler
Hockenheim, 23.11.22
Nachdem wir, Lena Linnea und Annika, erfahren hatten, dass wir ein Interview mit dem Oberbürgermeister Marcus Zeitler im Rathaus Hockenheim führen dürfen, waren wir sehr aufgeregt. Allerdings waren unsere Sorgen unberechtigt, da er ein sympathischer und lustiger Mensch ist. Er hat uns immer sehr offen und ehrlich geantwortet und es wurde ein lockeres und sehr informatives Interview.
Wir verfassten eigene Fragen, die sich vor allem auf die Thematik Schule beziehen, aber auch Fragen zum lokalen Interesse und fuhren im Juni 2022 ins Rathaus, wo wir in Empfang genommen wurden.
Die erste Frage war: „Was ist Ihre persönliche Meinung zu G8 oder G9 auch in Bezug darauf, dass Sie selbst Familienvater sind?
Selber sagte Herr Zeitler aus, dass er G9 für ideal und als eines der besten Schulsysteme von Baden-Württemberg halte. Diese Aussage begründete er damit, dass G9 Jugendlichen mehr von ihrer Kindheit geben würde und sie genug Zeit zur Abarbeitung des Lehrplans hätten. Wohingegen bei G8 den Kindern/Jugendlichen zu viel Stoff in nur kürzester Zeit beigebracht werden müsse. Ein Jahr mehr solle zur Reife der Schüler betragen und die längere Zeitspanne empfinde er als besser für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Könnten Sie sich vorstellen, Dialekt als neues Schulfach einzuführen?
Diese Frage wurde mit einem klaren Ja beantwortet. Denn ein Dialekt sei etwas, mit dem man sich identifiziert und ein Markenzeichen, von woher man stamme. Etwas, auf das man stolz sein könne. Aber der Dialekt sollte nicht nur erlernt werden, sondern auch die Herkunft und die Entwicklung sollte geklärt werden.
Es gibt Untersuchungen, dass Schüler besser lernen, wenn die Schule nicht so früh morgens beginnen würde. Was halten Sie davon?
Hierbei gab es eine klare Abneigung von Herrn Zeitler. Die Begründung war, dass Schüler morgens ausgeschlafen seien und es eher von der nächtlichen Bettruhe abhängen solle. Außerdem sei es eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben, durch die eigene Disziplin und Regelmäßigkeit. Zudem habe man mehr vom eigentlichen Tag.
Aktuelle gibt es am CFG im Pausenhof zu wenige Sitzmöglichkeiten. Sehen Sie eine Möglichkeit, das zu verbessern?
Wobei zuerst eine souveräne Gegenfrage kam: ob die Schüler nach 90 Minuten Unterricht, indem sie hauptsächlich säßen, danach so kaputt seien, dass sie sich wieder setzten müssten. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit erklärte sich Herr Zeitler bereit, nach den Sitzbänken an der Schule zu sehen und sich um sie gegebenenfalls zu kümmern.
In Reilingen wurde vor kurzem ein Jugendplatz gebaut. In Hockenheim haben wir Jugendliche wenig Platz uns gemeinsam zu treffen. Unter anderem wurde auch der Skateplatz abgebaut. Planen Sie in naher Zukunft uns Jugendlichen einen Platz bereitzustellen?
Zuerst einmal wurde der Abbau des Skateplatzes durch seinen heruntergekommenen Zustand und dadurch, dass er von verschiedenen Konzerten in Mitleidenschaft gezogen worden war, begründet. Hinzufügen ist, dass Herr Zeitler diesen Standort für einen Jugendplatz als ungeeignet empfindet. Klar war jedoch, dass ein neuer Skateplatz her muss. Zusammen mit dem Jugendgemeinderat, der schon seit 12 Jahren für so einen Platz kämpft, wurde vor zwei Jahren dann ein Kostenvolumen von 170.000 € festgelegt. Jedoch kam Corona zwischen diese Planung. Ein Jahr später wurde ein neues Angebot von 270.000 € eingeholt. Durch Spenden konnte auch dieses Ziel erreicht werden. Dann blockierte ein neues Hindernis die Planung, die Ukraine Krise. Jetztstieg der Preis auf 370.000 €. Aber Herr Zeitler steht zu seinem Wort, somit wird in den nächsten vier bis sechs Wochen der Bau einer Skate- und Chillanlage im Landesgartenschaupark beginnen. Die Anlage wird ca. 600 m² groß, zusammen mit einem WLAN Netzwerk, einer Beleuchtung und Chill Möglichkeiten. Vom Jugendgemeinderat gibt es auch ein Video mit einem Spendenaufruf, welches bereits eine Visualisierung des Projekts enthalten soll.
Wie sieht es mit dem WLAN an der Schule für alle Schüler aus?
Grundsätzlich sei das Gauß Gymnasium ja schon mit einem WLAN Netzwerk ausgestattet. Mit dem auch die iPads verbunden seien. Ein frei zugängliches WLAN für die Schüler ist somit nicht unbedingt notwendig. Denn die Hauptintention sei es, das Lernen zu verbessern. Die Befürchtung sei auch, dass viele Schüler nur noch an ihren Handys sitzen und surfen. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit eines nicht respektvollen Umgangs sehr hoch, weshalb ein freies WLAN Netzwerk in der Gemeinderatssitzung zwar angesprochen werden solle, aber nicht höchste Priorität habe. Sollte jedoch der Gebrach der privaten Geräte in den Schulen zunehmen, werde dies natürlich geprüft und sich gegebenenfalls auch darum gekümmert. Denn die Stadt hat bereits in Glasfaser investiert, womit ein schnelles Internet Surfing, möglich sein wird.
Was sind Ihre Nachhaltigkeitspläne in Bezug auf Schule und Schulbetrieb? Z. B. ein grünes Klassenzimmer.
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Kommunalen sei zuerst einmal der sorgsame Umgang mit Ressourcen und dabei auch etwas zu Sparen. So sollte bei der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Gebäuderenovierung auf die neusten energetischen Maßnahmen zurückgegriffen werden. Dabei wird bei den Materialien – wie bei den Fenstern, die demnächst anstehen – auf die Qualität geachtet werden, damit das Gebäude so lange wie möglich gut vor Verwitterung geschützt sei. Denn Nachhaltigkeit in Bezug auf ein grünes Klassenzimmer ist bereits auf dem Weg: Durch ein Projekt der Metropolregion Rhein-Neckar, Landschaft in Bewegung wird am HÖP – dem Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt – ein grünes Klassenzimmer entstehen. Dieses bietet Sitzmöglichkeiten und spendet Schatten.
In Hockenheim gibt es ja schon E-Bikes, ist es geplant auch E-Roller einzuführen?
Da die E-Bikes sich als sehr unwirtschaftlich ergeben haben, wird der Vertrag in eineinhalb Jahren auslaufen. Ein Angebot für E-Roller wäre allerdings vorhanden. Dieses wird dem Gemeinderat auch vorgestellt werden. Die Problematik bei E-Rollern sei jedoch, dass der eigentliche klimaneutrale Effekt nicht erfüllt werden würde, da die Roller wieder durch jemanden eingesammelt werden müssten, was im Endeffekt mehr Sprit verbrauchen würde. Obwohl Herr Zeitler sich auch sehr positiv zu den E-Rollen äußerte, müsse sich eine Anschaffung erst wirklich rentieren. Weshalb die Diskussion erst nach dem Ablauf der E-Bikes beginnen werde.
Haben Sie Pläne zur Digitalisierung der Schulen, insbesondere mit den vielen Fördermöglichkeiten, die es mittlerweile gibt?
Beim Thema digitale Fördermöglichkeiten, sei Hockenheim eine der wenigen Städte, die diese zu 100 % genutzt habe. Dies wurde auch durch die tatkräftige Unterstützung von Peter Hartmann, dem IT-Koordinator der Stadt Hockenheim ermöglicht. Zudem sind in das Gauß Gymnasium in den letzten zwei Jahren 2,1 Millionen Euro eingeflossen und weitere 3 Millionen Euro sollen in den nächsten drei Jahren folgen. Alleine für die Digitalisierung sollen 500.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Obwohl es in den letzten zwei Jahren schon einige Fortschritte im Themenbereich Digitalisierung gegeben habe, werde in die Schulen weiterhin investiert werden. Eine wünschenswerte Vorstellung wäre jedoch, soweit zu kommen, dass kein Papier mehr genutzt werden muss und die Daten einwandfrei verschickt werden können. Klar jedoch sei, dass ein hoher Sicherheitsaufwand herrschen muss.
Wann werden die Decken im Gauß-Gymnasium wieder verschlossen?
Die letzte Decke soll Mitte 2025 geschlossen werden. Der Grund dafür ist, dass Herr Zeitler gerade der Brandschutz sehr wichtig ist. Somit solle die bestmögliche Sicherheitstechnik vorhanden sein. Hinzu kam, dass es vor 25 Jahren einmal eine Lüftungsanlage gegeben hat. Die Löcher von dieser Lüftungsanlage sind jedoch nie verschlossen worden, was auch zu hohen Heizkosten geführt hat. Zusätzlich dazu, gab es Schäden, die durch Maden verursacht worden sind. Eine der größten Herausforderungen sei und bleibe die Corona-Krise zusammen mit dem Ukraine-Krieg. Dadurch verschöben sich die Lieferzeiten einiger Materialien auf Jahre nach hinten. Deshalb würden die Decken Stück für Stück je nach Lieferung der Materialien verschlossen.
Die Toiletten in der Aula wurden vor ein paar Jahren erneuert. Aber was ist mit den Toiletten im zweiten Stock?
Die Renovierung der Toiletten im zweiten Stock sei in den 3 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre mit inbegriffen. Denn der Zustand der Toiletten sei sehr heruntergekommen. Wichtig für Herrn Zeitler ist es auch, dass die Toiletten ein Wohlfühlort sein sollte und man sich nicht davor ekeln müsste.
Hiermit endet dann auch dieses sehr interessante Interview, dass von den Schülerinnen der Klasse 9a aufgenommen wurde.
Ein großes Dankeschön geht auch an unseren Oberbürgermeister, Herrn Marcus Zeitler, der sich Zeit für unsere Fragen genommen hat und diese auch mit seiner offenen und humorvollen Art beantwortet hat.
Autorinnen: Lena Föhrenbach, Linnea Schulte und Annika Wenzler