Neue Fenster des Hockenheimer Gauß-Gymnasiums helfen dem Klima
Hockenheim, 4.09.22
Mit neuer Verglasung will die weiterführende Schule Feuchtigkeitsschäden wegen fehlender Dämmung vorbeugen. Probleme gab es aber bei der Beschaffung.
Zellen sterben, Zellen werden neu gebildet. Alle sieben Jahre, so sagt es der Volksmund, hat der Mensch einen „neuen“ Körper. Was mit Sicherheit auch auf Gebäude zutrifft, wenn auch mit einem deutlich größeren Rhythmus. Lässt man mal das Betonskelett außer Acht, kann man beispielsweise vermuten, dass das Gauß-Gymnasium alle 50 bis 70 Jahre neu erfunden wird. Was zum einen sicherlich dem Zahn der Zeit geschuldet ist, zum anderen dem technischen Fortschritt, der Einzug in das Gebäude hält.
Ständig neue Vorschriften hinsichtlich der Sicherheit oder Vorgaben im Bereich der Energieeffizienz lassen das Schulhaus fast zum Kölner Dom werden – die Arbeiten scheinen nie zu enden. Derzeit sind die Handwerker damit beschäftigt, im Erdgeschoss in sechs Klassenzimmern die Fenster zu tauschen. Alt gegen neu oder besser gesagt Hightech ersetzt die mittlerweile veralteten Vorgängermodelle.
Hemmschuh Beschaffung
Die neuen Fenster zeichnen sich durch einen besseren Rahmen und eine bessere Verglasung aus, stellte Monika Drum vom Fachbereich Bauen und Wohnen der Stadtverwaltung Hockenheim beim Rundgang durch das Gauß-Gymnasium fest. Im Sommer kühler, im Winter wärmer, sollen die Eigenschaften der Neuerung sein. Was sich bei 34 Grad Celsius Außentemperatur mit dem Finger und einem alten sowie einem neuen Rahmen schnell überprüfen lässt: hier eine angenehme Kühle des Metalls, dort der Eindruck von leichteren Verbrennungen.
300.000 Euro sind für die Maßnahme im Haushalt eingestellt, berichtet Drum. Mittel, die für neue Fenster in fünf Klassenzimmer bestimmt waren. Für die Fenster waren gut 150.000 Euro eingeplant, für die Arbeiten an der Lüftung weitere 70.000 Euro. Doch wie überall – die Beschaffung von Materialien ist derzeit der Hemmschuh vieler Baumaßnahmen. Auch bei der Lüftung muss mit einer Lieferzeit von gut einem Jahr gerechnet werden, weshalb man sich entschloss, ein sechstes Zimmer ins Programm mit aufzunehmen. Im Herbst kommen dann der Musik- und der Lehrmittelsaal an die Reihe, dann sind sämtliche Fenster im Erdgeschossbereich hin zum Innenhof getauscht.
Derzeit gehen die Arbeiten im gesamten Schulhaus unvermindert weiter. Es gilt, Ordnung unter die abgehängten Decken zu bringen, Kabel und Leitungen zu Strängen zu bündeln und in Schächte zu leiten, ganz wie es den Anforderungen des Brandschutzes entspricht. Wo im Juni noch ein Labyrinth aus bunten Kabeln den Blick verwirrte, herrscht nun meist Ordnung und in vielen Bereichen sind die Deckenplatten längst wieder an ihrem Platz – samt der neuen LED-Beleuchtung. Dennoch, es liegt noch ein Stück Arbeit vor den Handwerkern – wohl erst 2025 werden alle Deckenplatten wieder an Ort und Stelle sein, umreißt Drum den Zeitplan.
Zurück ins Erdgeschoss, zu den sechs Klassenzimmern, in denen derzeit die Fenster getauscht werden. Mit ein Grund hierfür ist die in diesem Bereich fehlende Dämmung der Wände. Dies kann zu Feuchtigkeitsschäden führen, weshalb man sich entschlossen hat, die Fenster zu tauschen und gleichzeitig Lüftungsanlagen zu installieren, um eben solchen Schäden zu vermeiden. Was sich wiederum in Corona-Zeiten als zusätzliches Plus erweist.
Hausmeister sparen Energie
Stichwort Dämmung – diese gibt es für das gesamte Gebäude nicht, merkt Drum an und hält sie gleichzeitig für überflüssig. Aktuell sei gerade ein der Energieverbrauch überprüft worden, erinnert sie an einen staunenden Gutachter ob des vergleichsweise geringen Energieeinsatzes für das Gebäude. Ganz klar ein Verdienst der Hausmeister, betont Drum. Diese hätten per Computer die Steuerung für Heizung und Lüftung „supergut im Griff“, seien Meister im Einsparen von Energie.
Obendrein, so die Architektin, rechne sich eine Dämmung kaum. Die zu erzielenden Energieeinsparungen seien so gering, dass sich die Maßnahme nur über Jahrzehnte hinweg rechnen würde. Und wer weiß, welche Vorschriften dann gelten, stellt sie fest und merkt noch grundsätzlich an, dass der Dämmstoff selbst wiederum aus Öl gewonnen werde, da müsse man schon die ökologische Gesamtbilanz im Blick haben.
Unterm Strich ist Drum mit dem Verlauf der Arbeiten, mit denen unter anderem das 2016 für die Schule beschlossene Brandschutzkonzept umgesetzt wird, zufrieden. Bis Ende 2025, Anfang 2026 sollen die Maßnahmen abgeschlossen sein und die Arbeiten am Schulhaus wieder auf den Bereich der Schönheitsreparaturen zurückgefahren werden.
Text: Schwetzinger Zeitung
Foto: Schwetzinger Zeitung